Monviso - frisch gepudert
64 km • + 857 hm • - 1.945 hm • 03:35:00 Nettozeit
Sobald ich auf war schaute ich direkt aus dem Fenster. Super! Die dichte Wolkendecke war verschwunden und hatte einem blauen Himmel mit vereinzelten Schönwetterwolken Platz gemacht.
Wir machten uns schnell auf, um noch in der Morgensonne auf dem Pass
zu sein. Auf der einfachen Schotterpiste
erklommen wir den Passo di Battagliola (2.248 m). Dabei
hatten wir einen unglaublichen Ausblick
auf die gesamte Länge des unter uns verlaufenden Tals! Wir konnten
tatsächlich bis zur Poebene schauen. Schade, dass meine Kamera da
nicht mehr rausholen konnte.
Auf dem Pass sahen wir ihn dann endlich – den frsich mit Schnee bedeckten, massiven
Felskegel
des Monviso (3.841 m). Der mächtige Koloss scheint
nur einen Katzensprung entfernt zu sein. Wir wären ihm über
den Passo di Losetta (2.872 m) noch viel näher gekommen, doch lag
er oberhalb der Schneegrenze. Eine Tatsache, welche die anderen leider
nicht wirklich motivierte. ;-) Es war also beschlossene Sache, wir befanden
uns auf dem letzten Pass unserer Tour, deren Abschluss aber noch durch
eine Trail-Abfahrt
von 600 Hm versüßt werden sollte. Sie war technisch zwar nicht
so anspruchsvoll, hatte dafür aber um so mehr Flow. Der im oberen
Teil noch durch offenes Gelände führende Single besaß
eine wirklich einmaligen Passage. In hohen Anliegern wand sich der ausgewaschene
Pfad in vielen engen, ganz kurz aufeinander folgenden Kehren den Hang
hinunter. Weiter unten war er ziemlich aufgewühlt, denn er führte
quer durch ein bewaldetes Pferdegehege. Trotzdem machte es auf dem Wurzelpfad
mit seinem ungewohnt weichem Waldboden einfach nur Spaß, die Bemsen
zu öffenen und die Räder laufen zu lassen.
Unten kamen wir dann beim ziemlich ausgetrockneten Lago di Castello (1.575 m) wieder auf einen breiteren Weg, dem wir um den Stausee herum bis zur Hauptstraße in Castello (1.603 m) folgten. Parallel zur Straße fuhren wir auf einem Karrenweg nach Casteldelfino und von hier aus auf der Straße ca. 40 km weiter Richtung Poebene. Die meiste Zeit ließen wir die Räder bergab einfach laufen, wobei Gudrun beim Roll-Wettbewerb eindeutige Siegerin war. Unser Ziel war der Bahnhof von Costigliole Saluzzo, um mit der Bahn über Cuneo weiter nach Ventimiglia zu fahren. Wir hätten auch mit den Rädern weiter nach Cuneo fahren können, doch hatten wir nach der einsamen Bergruhe schon bald genug vom stressigen Straßenverkehr. Während des einstündigen Wartens auf den Anschluss-Zug in Cuneo, gönnten wir uns ein Eis in der Altstadt. Die insgesamt ca. 3 ½-stündigen Bahnfahrt hatte im übrigen auch ihren Reiz. Während der Zugfahrt konnten wir für kurze Augenblicke Bergdörfer auf schmalen Graten oder in steilen Hängen der Ligurischen Alpen bewundern. Lange währte die Aussicht jedoch leider nie, denn die Trasse führte aus einem Tunnel pratktisch direkt in den nächsten. Einer schraubt sich laut Karte sogar spiralförmig durch das Felsgestein. Der Radius ist aber wohl so groß, dass wir nichts davon spürten.
In Ventimiglia angekommen schloss sich der Kreis wieder und wir beendeten unsere Seealpen Tour mit einem erfrischenden Bad im Mittelmeer und einer großen Steinofenpizza - für Marco gleich zwei - direkt an der Promenade.
Nach einem Ruhetag ging's übrigens direkt weiter. Wir belohnten uns in Ligurien mit zwei Tagen Freeriden, ließen uns bergauf shutteln und knallten auf genialen Trails wieder ins Tal hinab. Aber das ist eine andere Geschichte ...