Die großen Festungen
64 km • + 2.468 hm • - 1.976 hm • 07:05:00 Nettozeit
Dave: „Ich muss nach sechs Stunden Schlaf mal wieder früher raus, um am Bike zu werkeln. Über die Feuerleiter stehle ich mich aus dem Hotel und hole das Entlüftungskit aus dem Auto. Die hintere Scheibenbremse hatte die letzten Tage so viel Luft gezogen, dass ich den Hebel bis zum Lenker durchziehen konnte. Bei den Abfahrten musste ich immer aufs Pumpen achten. Plötzliche, unerwartete Bremsmanöver waren nicht möglich. Dummerweise fehlt der passende Adapter für die alte Louise 2000! Ich träufel Öl in den Ausgleichbehälter. OK, es ist ein wenig besser. Jetzt greift die Bremse zumindest noch kurz vorm Anschlag am Lenker.“
Nach einem reichhaltigen Frühstücksbüffet brechen wir auf. Dave
ist hundemüde und hat sich bis zum letzten Moment noch auf eine Bank vor
dem Hotel langgemacht. Wir beschließen das Forte Luserna auszulassen.
Micha und André waren am Tag zuvor zum Filmen dort. Doch wir haben heute
noch das Forte Cherle (1.445 m) und den Monte Maggio
(1.853 m) vor uns und wollen am Abend auf dem Pasubio ankommen.
Zudem soll sich die Hochebene um Lavarone nicht viel anders
gestalten als die vom letzten Tag. Wir folgen den Trails und noch vor dem ersten
richtigen Anstieg machen wir 500 Höhenmeter. Es geht immer nur auf und
ab.
Dave: “Wir freuen uns über die grünen Markierungen der Transalp Challenge. Die Orientierung wäre ohne die Pfeile ansonsten nicht so einfach gewesen. So aber nehmen wir ohne weiteres die schönsten Pfade mit.“
Landschaft und Trails sind genial. Hier verschenken wir gerne ein bisschen Zeit. Gegen Mittag erreichen wir dann das Forte Cherle. Die begehbare Festung ist wesentlich besser erhalten als das Forte Busa Verle. Lange Gänge und Tunnel gibt es im Inneren, deren Erforschung nur unser knapp bemessener Zeitrahmen entgegen steht. Dave verschwindet für eine Weile in den Gängen. Ich selber fahre mit dem Rad herum und von hinten nach oben rauf.
Wir essen eine Kleinigkeit und machen uns dann weiter in Richtung Passo
Coe (1.610 m). Kurz nach dem Forte Cherle geht der Wanderweg E5 steile
Holztreppen hinauf. Wir versuchen diese über die Straße zu umgehen
und finden dann jedoch den in der Karte eingezeichneten Fahrweg nicht, der Parallel
zum E5 gehen soll. Ein Stück schieben wir eine Skipiste hinauf, dann erreichen
wir wieder einen Schotterweg, der uns bis zum Passo Coe führt. Das Wetter
ist noch schön. Doch der immer wieder aufkommende böige Wind und die
Wolken lassen erahnen, dass heute noch einiges passieren kann.
Ab dem Passo Coe sind wir wieder auf dem E5. Er ist vollkommen fahrbar bis zum
Monte Maggio. Auf jeden Fall ohne Rucksack. Dave fährt alles durch, wir
anderen steigen teilweise an den stark verblockten Stellen ab. Immerhin geht
es bergauf. Schließlich führt der Wanderweg auf einen Schotterweg
mit dicken Steinplatten darin, der bis auf den Gipfel führt. Kaum haben
wir dieses erreicht umschließt uns dicker Nebel. Die Luftfeuchtigkeit
hat die Charakteristik eines römischen Dampfbades. Einen Moment reißt
der Nebel dann doch noch auf, um Minuten später wieder alles in sich einzuschließen.
Die Abfahrt vom Monte Maggio gilt als eine der schwierigsten. Zudem behindert durch Rucksack und Kamera kommen wir nicht gerade schnell vorwärts. Immer wieder filme ich verschiedene Passagen. Dann fahren wir ein ganzes Stück. Der Trail ist der Wahnsinn! Bis auf einige sehr enge Spitzkehren und wenige Schlüsselstellen finde ich ihn gut fahrbar. Der Abgrund direkt neben mir stört mich nicht weiter. Ansonsten sehe ich durch den Nebel sowieso nicht wie tief es da hinab geht. Im unteren Teil des Weges kommt auf einmal die Sonne raus. Es geht weiter abwärts, bis wir den alten Lastwagen erreichen, der hier mitten im Trail an der Ruine eines Hauses steht. Ein Zeichen dafür was aus Wegen im Laufe der Zeit passiert. Das große Geheimnis, wie der Lastwagen hier her kommt, ist nicht anders zu erklären. Nach dem Lastwagen ist der Weg breiter, doch nicht viel weniger steil. Der Weg ist übersät mit faustgroßen Steinen. Wir hoppeln geradezu darüber. Hinter uns fliegen sie in die Höhe.
Unten angekommen sehen wir die Malga Borcola. Es ist ratsam
hier noch eine Kleinigkeit zu essen. In dem Tal, in das wir nun fahren gibt
es nichts bis zu dem Abzweig auf den Pasubio. Kaum haben wir gegessen wird der
Wind zum Sturm. Die ersten dicken Regentropfen fallen. Innerhalb von fünf
Minuten sind wir auf dem Passo della Borcola (1.207 m) und
fahren die Straße ab. Der Regen wird dichter. Wir ziehen die Regensachen
an und decken die Rucksäcke ab. Dann rollen wir weiter abwärts, bis
auf 600 Meter über dem Meer. Im Regen geht es zum Anstieg über. 1.330
Höhenmeter erwarten uns.
Zum Glück hört der Regen kurze Zeit später auf. Die Luftfeuchtigkeit
bleibt dennoch extrem. Die Teerstraße ist mit einem gleichmäßigen
Tritt zu fahren und wir kommen schnell vorwärts. Am Colle Xomo
(1.058 m) erreichen wir die erste Einkehrmöglichkeit. Da wir danach immer
noch 900 Höhenmeter vor uns haben, beschließen wir noch mal eine
Portion Nudeln zu verdrücken. Die Entscheidung sollte richtig sein. Die
Bewirtung ist nett, die Portionen groß genug für uns ausgehungerte
Biker und wir können telefonisch am Rifugio Papa (1.934
m) wegen der Übernachtung fragen. Bis 22 Uhr müssen wir oben sein.
Das sollte kein Problem für uns sein. Das sind noch mehr als drei Stunden.
Bis zum Bocchetta Campiglia (1.216 m) , an dem die Strada del
Galleria abgeht, ist der Weg geteert. Dann geht es auf Schotter weiter. Erst
ein langes gerades Stück, dann die Serpentinen. Das ganze erinnert irgendwie
an die Schotterpisten des
Tremalzos. Nach den Serpentinen heißt es dann wieder Strecke machen. Die
Steigung wird jedoch nicht geringer.
Carsten: „Der Anstieg will nicht enden, die ganze Szenerie ist in eine gewittrige, nebelverhangene Stimmung getaut. Zum Glück wird es mit jedem Meter den wir höher kommen etwas kühler un
Wieder haben wir Nebel. Wieder kommen wir bei Sonnenuntergang am Quartier an und wieder hoffen zu dieser Zeit noch ein paar Nudeln vor dem Schlafengehen zu bekommen. Der freundliche Hüttenwirt und seine Angestellten sind gerade beim Abendessen. Das Rifugio ist ansonten fast leer. Trotzdem kriegen wir noch etwas warmes zu essen. Die Nudeln sind eine Wucht. Danach gibt es noch Apfelstrudel, dann ab ins Matratzenlager. Das Duschen fällt diesmal wegen Wassermangels aus.