Vom Berg des Blutes zum Lago di Garda
49 km • + 373 hm • - 2.135 hm • 03:05:00 Nettozeit
Die frühen Morgenstunden nutzen wir die Strada del Galleria
zu Fuß zu erkunden. Dieses Bauwerk, während des Ersten Weltkrieges
in den Fels gehauen, ist einzigartig auf der Welt. Es überwindet 800 Höhenmeter
direkt im und am
Fels. Ein Tunnel
folgt dem anderen und teilweise gehen sie in Kurven und Schnecken den Berg hinauf
und hinab. Neben dem Weg geht es fast senkrecht
in die Tiefe.
Unsere letzte Etappe ist recht ruhig. Über den Pasubio
müssen wir noch mal 300 Höhenmeter hinauf, danach geht es bis Rovereto
(204 m) nur noch bergab.
Wir kommen an Kreuzen und Gedenkstätten für die Opfer des Krieges vorbei.
Stacheldraht und Knochen sind zu makaberen Kultstätten zusammengetragen.
Wir können das hier vergossene Blut geradezu riechen.
Bei den Kämpfen auf dem Pasubio gab es die Österreichische Platte
und die Italienische Platte. Verbunden waren sie durch den so genannten „Eselsrücken“.
Bereits 1916 begannen die Österreicher einen Stollen unterhalb des „Eselsrücken“
zu graben, der bis unter die italienischen Stellungen führen sollte. Die
Italiener ihrerseits bemerkten die Arbeiten und buddelten nun selbst einen Stollen.
Die Soldaten auf beiden Seiten gruben sich mit Bohrmaschinen und kleinen Sprengladungen
in den Fels. Sie wussten, dass unter ihnen viele Tonnen gegnerischen Sprengstoffes
lag, der jeden Tag gezündet werden konnte. Es folgten mehrere kleine Sprengungen
in den Gängen.
Am 13. März 1918 sprengten die Österreicher den tief unter den italienischen
Stellungen in den Berg getriebenen „Elision-Hauptstollen“ mit 55.000
Kilogramm Dynamit. Die dreieinhalb Stunden später angesetzte Sprengung
von italienischer Seite aus sollte nicht mehr geschehen. Die Hälfte des
italienischen Plateaus ist vernichtet worden. Es war die gewaltigste Sprengung
während des ersten Weltkrieges. Die italienische Seite war zwar für
einige Zeit kampfunfähig, doch konnte auch dieser Schlag keine Veränderung
des Stellungskrieges herbeiführen. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges
blieb die Lage unverändert.
Carsten: „Ein einsamer Packesel
mit Geschirr ist an einen Pflock gebunden. Wir schießen einige Fotos mit
dem Tier...als wir weiter fahren schreit er in einer Lautstärke, die von
einer Schiffsirene nicht anders hätte sein können...
Die Kiegstrails sind heute ein echter Leckerbissen zum Biken, schmale Trails,
fast durchgehend fahrbar, ein Traum.“
Wir fahren weiter durch die karge, wasserlose Landschaft und folgen dem E5,
der als schmaler
Pfad bis zum Rifugio Lancia (1.825 m) hinab geht. Die Sonne
scheint, doch die Luft ist dick und feucht. Mit Aussicht ist nicht viel.
Nach einiger Zeit erreichen wir Fahrweg 101, den wir immer wieder über
ein paar schmale Trails abkürzen können.
Um 11 Uhr sind wir im schwül-heißen Rovereto. An einem Supermarkt
kaufen wir ein paar Kleinigkeiten ein und machen eine kurze Rast.
Carsten: „Die Hitze hier in Rovereto ist unerträglich, wird Zeit das wir an den See kommen und ins Wasser springen können“
Bis zum Gardasee ist es nun Routine. Den Radweg an der Adige entlang, dann
das Verkehrschaos in Mori und dann den Radweg nach Nago.
Letzterer ist Aufgrund einer Baustelle gesperrt. Wir folgen der Umleitung und
Dave hat noch mal einen Platten. Alles zögert sich raus. Das Filmteam wartet
in Torbole und wir kommen nicht weiter.
Dann geht es wieder los. Von Nago aus fahren wir noch einen letzten Trail. Dann
sind wir schon in Torbole (82 m). Die Pizzeria
wird gestürmt und es wird ausgiebig gegessen.
Micha und André sind schon vor Ort. Wir drehen noch unsere Ankunft, dann
springen wir alle in den See.
Wind kommt auf. Dann ein paar Regentropfen. Das Wetter ist unbeständig.
Schließlich beschließen wir wegzufahren.
Ein gemütliches Ausklingen am Garda ist nicht drin. Wir packen alles ins
Auto. Dave findet eine Mitfahrgelegenheit bei Freunden während
wir anderen
fünf uns in den Passat quetschen. Die Räder sind auf dem Dach.
Dann geht’s los. Es wird schon wieder dunkel und wir haben noch kein Quartier
für die Nacht. Aber das ist ja nun für uns nichts Neues.
Wir fahren bis in die Nähe von Trento um dort zu Biwakieren. Die Nacht
ist angenehm mild. Lange sitzen wir noch bei Rotwein, Wurst und Käse beisammen.
Etwas graust es uns vor dem nächsten Tag. Wegen Carstens Leihrad müssen
wir auf dem Rückweg über Alleghe fahren. Ein riesiger Umweg und fast
schon wieder ein Abenteuer.